Montag, 23. Juni 2008
Das Unsagbare in Worte fassen
Der Autor hat oft selbst den Eindruck, um das Eigentliche herumzueiern. Das Problem besteht darin, etwas bestimmtes sagen zu wollen, was im Grunde nicht in Worte zu fassen ist. Worüber man nicht reden kann, möge man schweigen, so sagte Wittgenstein. Literatur und noch mehr Bildende Kunst ist der Versuch, Unsagbares in Worte oder Symbole zu fassen, wie etwa Joseph Weizenbaum sagt. Man möge dem Autor seine Unvollkommenheit in der Sprache fabulieren, denn die Sprache stößt dort an ihre Grenzen, wo Gefühle exakt beschrieben werden sollen.

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Immer auf der Kippe
Ich hatte mir immer Sorgen gemacht. Sorgen um die Zukunft, um die Gegenwart, Sorgen darüber, nicht beliebt zu sein.
Ich dachte, solche Dinge würden sich von selbst erledigen, wenn ich erst einmal einen festen Job hätte, einen festen Freund - muss ja kein toller Typ sein, eine Familie in spe, ein Reihenhaus, all dieses Zeug.
Manchmal habe ich immer noch den Eindruck, ein Kind zu sein. Eitlen Phantasien nachzuhängen darüber, was alles passieren könnte, so etwas wie ein unbeschwertes Leben zu haben.
Als ich dann endlich den festen Job hatte merkte ich, dass es das nicht sein konnte. Wir scheinen unser Glück immer auf bestimmte Ereignisse in die Zukunft zu verschieben. Morgen wird schon alles gut werden, sagen wir. Aber es scheint niemals gut zu werden.
Mir schien es, als ob ich auf der Stelle träte, als ob ich selbst daran schuld sei, dass meine Träume aufhörten, weil ich nicht mehr daran glaubte, dass irgendwas irgendwann besser werden würde.

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Probleme fiktionalen Schreibens
Das Schreiben ist - möchte man verstanden werden - nie ganz einfach. Das fiktionale Schreiben erfordert noch ein wenig mehr Finesse. Der Ich-Erzähler hat nur eine Perspektive, aber eine Perspektive, die so subjektiv ist, ist langweilig, eindimensional und supersubjektiv. Eine längere Geschichte erfordert viele Perspektiven, viele Schichten, verschiedene Welten der Wahrnehmung, die sich überlagern oder widersprechen.
Diese Ebenen müssen für den Leser klar unterscheidbar sein in Stil, in Sprechweise, in der Art und Form der Wahrnehmung.
Autoren wie Tad Williams oder Irving Welsh haben das sehr schön gemacht. Wer das Buch Trainspotting gelesen hat weiß, wie es ist, die Welt durch verschiedene Augen wahrzunehmen. Es handelt sich dabei um Welten, die wir so nicht betreten können, die aber bestimmtes Verhalten erklären, ohne es zu rechtfertigen.

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Junges Unglück
Als ich Sarah das erste Mal sah, wußte ich sofort, dass sie Ärger machen würde. Sie war jung und hübsch und legte eine Bravheit und Zurückhaltung an den Tag, die überaus gekünstelt wirkte. Doch in ihrer Körperhaltung lag etwas Rebellisches und wenn sie sich unbeobachtet fühlte, blitzte etwas Aggressives in ihren Augen auf.
Ich hatte zu viel zu tun, musste an meienr Karriere arbeiten und war daher nicht besonders angetan darüber, mir mit ihr ein Büro teilen zu müssen. Sie war keine Konkurrenz für mich, nur ein Störfaktor, den ich auszublenden suchte. Ich spürte sehr bald eine Fahrigkeit, etwas Unruhiges in ihrem Verhalten. In einem Büro merkt man so etwas sehr schnell, diese Veränderung im Verhalten, das etwas andere Atmen, die Heftigkeit von Bewegungen. Das Temprament läßt sich nicht lange verstecken.
Ich wartete nur darauf, dass Sarah explodieren würde, hoffte es sogar ein wenig, denn dann wäre ihre Zukufnt in unserem Unternehmen bald vorbei.
Irgendwie schaffte sie es doch, sich zusammenzureießen und wurde eingestellt. Schlimmer, sie saß nun dauerhaft in meinem Büro. Ich schaffte es aber, sie weitgehend zu ignorieren und ihr die kalte Schulter zu zeigen. Das Küken schien mit der Zeit immer unruhiger zu werden, jeden Tag konnte dieser kleine Vulkan ausbrechen.

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