Mittwoch, 18. Juni 2008
PR ist die Kunst, jemandem etwas zu verkaufen, dass er nicht haben will nd nicht braucht
Sarah wirkte in letzter Zeit ein wenig durcheinander. Die Ringe unter den Augen konnten von dem Make up kaum verdeckt werden. Sie wirkte fahrig und unkonzentriert. Und as wäre vielleicht jemandem aufgefallen, doch die Leute schienen einander nur in die Augen zu sehen, um darin ihr eigenes Spiegelbild zu entdecken.
Außerdem machte sie fleißig ihre Arbeit. Sie ist stets gut gekleidet, lächelt, wenn man es von ihr erwartet, ist stets freundlich und zuvor kommend.
Niemand wusste, das Sarah einen kleinen Trick entdeckt hatte, mit dem sie sich viel Arbeit sparte. Sie musste Pressemitteilungen zusammenfassen und neue Pressemitteilungen mit guten Formulierungen basteln. Pressemitteilungen zu basteln ist keine große Kunst, auch wenn PR-Profis etwas anderes erzählen. Sarahs PMs kamen immer gut an, weshalb niemand nach sah, warum das der Fall war.
Sarah hatte herausgefunden, dass man nur eine Hand voll Formulierungen benötigte, um einen Baukasten für PMs zu haben. Presseleute verwenden immer die gleichen Begriffe, wenn sie etwas Tolles verkünden möchten: Neu, verbessert, einmalig, Weltneuheit, sensationell...
Sarah suchte gezielt nach diesen Begriffen und baute sie in vorgefasste Schablonen ein. Sie war damit um ein vielfaches schneller als die Kollegen. Und weil sie immer die gleichen Standard-Formulierungen verwendete und die wichtigste Information an den Anfang stellte, konnten die Journalisten ihre Texte schnell überfligen und verstehn.
Ihre Kollegen versuchten immer noch originell zu sein, doch Sarah hatte den Schleier gehoben, der auf der PR liegt und hatte gesehen, dass da nichts war.
Doch warum sie zu träumen aufgehört hatte, wusste sie nicht nicht. Und niemand fragte sie danach.

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High Hopes
Als ich noch jünger war, träumte ich von einer besseren Welt. Ich dachte, ich würde mit meinem Freund große Dinge vollbringen. Wir würden nicht nur eine tolle Familie haben, wir würden auch Gutes für die Welt tun. Später in der Uni war ich in der Hochschulpolitik, stritt mich laut mit Feministinnen, radikalen Ökos und glattgebügelten BWLern.
Einen tollen Job hätte ich finden können, doch eines morgens erwachte ich und wußte, dass das alles keine Zukunft mehr für mich haben würde.
Ich fing in dieser PR-Agentur an, dachte, nur ein paar Monate, bis du das Handwerk kannst und dann weg.
Doch mit jedem Tag sank ich ein Stück tiefer in die Welt der PR, macht jeden Tag mehr Dinge, die ich nie machen wollte.
Ich aß mit Leuten, die mich als Hippie und Schmarotzer beschimpft hätten oder vielleicht sogar haben.
Und dann hörte ich auf zu träumen.

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Ausgeträumt
Als ich 25 war, hörte ich auf zu träumen. Es geschah langsam, ich merkte es kaum. Es war wie der Übergang von Winter zu Frühling, kaum merklich, mit Abwechslungen und plötzlich ist es vorbei.
Ich hatte gerade angefangen, in einer PR-Firma zu arbeiten. 10, 11 Stunden am Tag Pressemitteilungen lesen, PR-Texte schreiben, Pressekonferenzen besuchen und das tägliche Büroeinerlei waren nicht so anspruchsvoll, wie ich erhofft oder befürchtet hatte, aber am Ende des Tages oder am Wochenende spürte ich, dass meine Kreativität weg war. Ich konnte mich nicht mehr auf andere Dinge konzentrieren, die geistig anstrengend waren.
Und dann hörten die Träume auf. Ich erinnerte mich nicht nur nicht an sie, sie hörten ganz einfach auf.
Das war schlimmer als jeder Alptraum, schlimmer als die Hölle. Ich ging jeden Tag zur Arbeit, war aber geistig so wirr, dass ich Angst hatte, jeden Moment durchzudrehen.

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