Donnerstag, 10. Juli 2008
In Lisas Kopf
Ich weiß nicht mehr, wann es passiert ist. Wir glauben ja imer gerne an Schlüsselmomente im Leben, aber ich denke, es war eher ein Prozess. Ich entschloss mich eines Morgens, ab heute Menschenfreundlichkeit zu meiner Lebensphilosophie zu erklären.
"Die Menschen" sagte ich zu meinem Bruder, der mich kopfschüttelnd betrachtete, "gieren in unserer Zeit nach Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft." All ihr Geld und ihr Erfolg hat die Menschen weder besser noch glücklicher gemacht.
Ihre alten Bande sind zersprungen: die Dorfgemeinschaft, die Großfamilie, die Nachbarschaft. Alles ist heute so anonym.
Deshalb sind die Menschen so ungücklich. Und deshalb gucken die Leute auch immer so grantig, vor allem Deutschen.
Die Deutschen haben grantig-gucken zur Lebensphilosophie gemacht. Sie drängeln in der U-Bahn, nehmen Anderen die Plätze weg, klauen udn betrügen sich gegenseitg, wo es nur geht.
Ich wollte dabei nciht mehr mitmachen.
Es gibt ja diese lustigen Verhaltensregeln: Ab welcher Entfernung muss man jemandem die Türe noch aufhalten. Ich habe erlebt, wie Leute selbstverständlich mir eine Türe vor der Nase zuschlugen, wahrscheinst war ich 10 cm zu weit von dieser berüchtigten Schwelle entfernt, ab der es sich zu warten lohnt.
Ich fing also an, immer zu lächeln. Ich dachte an unseren letzten Urlaub in Goa, am Strand, und schon fing ich zu strahlen an.
Ich hielt auch Leuten die Türe auf, die in Sicht- aber nicht in Hörweite waren.
Ich bot Leuten meinen Platz an, ich drängelte nicht, schubste nicht.
Ich ließ Leute an der Kasse vor, wenn sie weniger als ich hatten.
Ich bot Leuten meine Hilfe an, wenn sie sien brauchen konnten, dem Blinden, über die Straße zu kommen, der alten Dame beim Einsteigen in den Zug.
Ich lächelte auch Leuten zu, die für Andere http://www.oliveira-online.net/wordpress/index.php/2008/07/09/unsichtbar/unsichtbar oder ein Ärgernis sind.
Ich erwarte keine Dankbarkeit, und die kommt auch selten. Alles, was man umsonst bekommt, scheint in unserem Land keinen Wert zu haben. Aber und an trifft ein Strahl auf einen Spiegel und ein anderer Mensch erwidert das Lächeln, das Einem den Tag retten kann.
Wie dieses Mädel, das mir in der U-Bahn nur wenige Sekunden in die Augen sah. Wir schienen uns sofort zu verstehen, auf einer Wellenlänge zu sein. Obwohl ich nichts tat außer ihr zuzulächeln und ihren freundlichen Blick zu erwidern, haben wir unser beider Leben um eine schöne Erfahrung erleichtert.

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