Dienstag, 19. August 2008
Die Obdachlose
Lange habe ich mich vor dieser Rolle gefürchtet. Es war auf der einen Seite der Gedanke, dass ich nicht etwas spielen durfte, was ich nicht bin. Auf der anderen Seite war es der Ekel, den ich vor den Obdachlosen klammheimlich empfand.
Ja sicher, wir sehen die Leute immer als Opfer ihrer Umstände. Aber wenn sie da vor einem stehen, ungewwaschen, verkrustet, nach alten Klamotten udn Alkohl riechend, da fällt es Einem schwer, die einfach wegzusschauen.
Doch ich wusste, dass ich meine Furcht vor dem leben nur überwinden konnte, ich dem ich das tut, wovor ich mich fürchtete.
Im Grunde habe ich mein ganzes Leben lang nur eine Rolle gespielt. Ich war das kleine, stille, brave Mädchen. Ich war aufgestanden, wenn ein Erwachsener das Zimmer betrat. Ich hatte die Avancen dummer kleiner Jungen freundlich zurückgewiesen. Ich hatte immer die Hausaufgaben gemacht. Ich hatte alles getan, was Andere von mir zu tun erwarteten.
Aber war ich das? Ich glaube nicht.
Also stand ich eines Morgens auf und spielte sie - Nancy, die Obdachlose.

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